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b.o.f.h.
 
  bastard operator from hell  


Hexadezimale Sinne: Der Computer-Flüsterer

"Das kann doch nicht sein! Seit Stunden versuche ich, das Ding zum Starten zu bewegen!" sagt der Chef kopfschüttelnd, als der PJ seine Untersuchung des PCs abgeschlossen hat.
 
"Ja", erwidere ich. "Ich muß zugeben, daß der PJ für schwierige Hardware einen sechsten Sinn hat - wir nennen ihn deshalb auch Computer-Flüsterer."
 
"Computer-Flüsterer?"
 
"Ja, wie der Pferdeflüsterer, nur kommt er ohne die leere Hundefutterdose aus, die dem Pferd gezeigt werden muß ..."
 
"Aber sie haben entdeckt, wo das Problem seinen Anfang nahm ..." meint der PJ großzügig.
 
"Stimmt, woher haben sie das so schnell gewußt?" will der Chef neugierig wissen.
 
"Ich habe nur das Absturzprotokoll auf dem Monitor gelesen."
 
"Sie glauben, daß das etwas zu bedeuten hat?" wundert sich der Chef.
 
"Für die richtigen Leute, ja. Das ist wie in Matrix mit dem Kerl, der all die Zahlen anstarren konnte und sie etwas für ihn bedeuteten. So ähnlich wirkt ein Absturzprotokoll auf mich - oder, wenn wir schon dabei sind, die Hexadezimalwerte von Pornobildern auf den PJ. Er hat ein Gefühl dafür, deshalb kann er eine nackte Brust in einem komprimierten ZIP-Archiv in weniger als 10 Sekunden entdecken!"
 
"Das stimmt", meint der PJ. "Man vermutet, daß das etwas mit Autismus zu tun hat. Das konnte ich nämlich schon immer. Gestern beispielsweise schaute ich mir eine ´Datei mit Daten´ an und entdeckte #FFDAB96432FF127F43434378A19F76A166A1321F! Diese versauten Sekretärinnen!"
 
"Ich ..." setzt der Chef am, um sich dann doch zu entscheiden, dieses Thema nicht zu vertiefen. "Was ist denn nun kaputt?"
 
"Der Arbeitsspeicher hat Fehler", erklärt der PJ und löst die Schrauben von Gehäuse des Rechners. "Ich habe den größten Teil des Speichers abgeschaltet, danach startete die Maschine. Das macht es wahrscheinlich, daß das Problem ein defekter Speicherbaustein ist. Also werden wir sie nun einzeln entfernen bis der Rechner wieder korrekt hochfährt."
 
"Aber wie kann denn das passieren? Wie kann Arbeitsspeicher fehlerhaft sein?"
 
"Dinge gehen schief", erkläre ich ihm. "Waschmaschinen machen Fehler, Autos gehen kaputt, Massenvernichtungswaffen werden nicht gefunden - das ist unausweichlich."
 
"Aber der Arbeitsspeicher ging schon zum vierten Mal kaputt!"
 
"Viermal?" wundert sich der PJ und blickt kurz hoch. "Was soll das bedeuten? Sie haben uns bisher nicht über das Problem informiert!"
 
"Nein, nun, ich ... äh ... jemand aus der Buchaltung war in meinem Büro, wenn der Fehler auftrat. Und der hat mir geholfen."
 
"Sie haben einen ERBSENZÄHLER ihren Rechner reparieren lassen?!"
 
"Ja, er hatte das schon vorher mehrmals gemacht."
 
"Selbstverständlich, denn er hat es nie richtig gemacht! Er ist ein Erbsenzähler! Was der über Computer weiß, kann man mit einem Preßlufthammer auf einen DIMM-Baustein tätowieren! Was hat der Kerl gesagt, was kaputt sein soll?"
 
"Er sagte, ich brauche mehr Speicher. Er hat ihn aus älteren Rechnern seiner Abteilung."
 
"Sie haben verdammte alte Speicherchips einbauen lassen?!" ruft der PJ.
 
"Sie wurden doch nicht mehr benutzt."
 
"Das gilt auch für Unterhosen beim Pfandleiher. Aber würden sie die anziehen?"
 
"Er sagte, das sei in Ordnung - und er wirkte so, als wüßte er, was er tut!"
 
"Logisch", seufzt der PJ. "Wenn sie mal wieder jemanden treffen, der zu wissen scheint, was er macht, lassen sie ihn ihr Auto frisieren ..."
 
... >QUIETSCH<
 
"Ohmeingott", stöhnt der PJ als er das Gehäuse öffnet.
 
"Was ist los?" frage ich und blicke über seine Schulter. "Oh! Es ... es ist noch nichtmal der gleiche Speicher. Sie benutzen vier verschiedene Sorten Speicherchips!"
 
"Es ist ein Wunder, daß der Rechner überhaupt einmal hochfuhr!" kommentiert der PJ. "Was für ein lausiger Amateur!"
 
"Das hat er über sie gesagt, die immer teuren Speicher kaufen."
 
"Wen interessiert, was er über mich denkt. Er ist verdammter Aufschneider!" ruft der PJ verärgert.
 
"Es ist doch nicht so schlimm, kein schwerer Schaden entstanden", meint der Chef versöhnlich. "Ich gebe ihnen etwas Geld aus der Portokasse, sie ersetzen den Speicher und dann erklären wir dem Kollegen aus der Buchhaltung, was er falsch gemacht hat und begraben das Kriegsbeil."
 
"Ich ... ich ... äh ... na gut!" stottert der PJ. "Geben sie uns 20 Pfund."
 
"Ist Arbeitsspeicher nicht teurer?"
 
"Ja, soviel kostet eine Axt." erkläre ich als der PJ davoneilt und glänze mit meinen Kenntnissen der aktuellen Preisentwicklung auf dem Zubehörmarkt.
 
... 10 Minuten später ...
 
"Er ist doch nicht wirklich losgezogen, um eine Axt zu kaufen?" fragt mich der Chef, als wir die Zeit bis zur Rückkehr des PJs damit totschlagen, die Festplatte seines PCs neu einzurichten.
 
"Ach was!" antworte ich fröhlich.
 
"Das ist gut."
 
"Nein, er hat eine perfekt in der Hand liegende Axt im obersten Fach seines Schranks."
 
"Das meinen sie nicht ernst!"
 
"Natürlich nicht, er würde doch nie so etwas tun!"
 
"Oh, beinahe hätten sie mich drangekriegt", säuselt er.
 
>KRACH!<
 
"Das ist es, was er machen würde."
 
"Warum ist es so dunkel?"
 
"Man schaltet den Strom besser ab, wenn man manche Dinge einbauen will."
 
"Welche Dinge?"
 
"Äxte hauptsächlich ..."
 
"Aber ..."
 
>KRACH!<
 
"Und es wurde Licht!" sage ich. "Und ihre Maschine fährt ohne zusätzlichen Speicher hoch ... und stürzt ab, weil die Festplatte defekt ist wegen eines ... hm ... Stromausfalls."
 
"Und was bedeuten die Zahlen?" fragt der Chef.
 
"Seltsamerweise kann ich mit ihnen nichts anfangen - nur ein paar Hexadezimalwerte."
 
"Ooooh", meint der PJ, als er in das Büro des Chefs zurückkommt. "Wo haben sie denn diese Bilder her?!"


 
b.o.f.h.

© Simon Travaglia, 18.08.2006, Übersetzung: thomas w., 2006.